03.01.2011

Themenreihe Berufsbild

Berufsbilder im Kulturbereich

Kulturvermittlung

In dieser Serie stellen wir in Interviewform Fach- und Führungskräfte aus den verschiedenen Berufsbildern des Kulturmanagements vor. Heute: Mag. Andrea Zsutty, Leiterin der Kunstvermittlung des Bank Austria Kunstforums, Wien.

Themenreihe Berufsbild

KMN: Können Sie uns Ihre wichtigsten beruflichen Stationen beschreiben? Welche haben Sie auf besondere Weise geprägt?

Andrea Zsutty: Der Beginn meiner beruflichen Arbeit im Breich Kunstvermittlung war 1997 mit Kinderführungen im Bank Austria Kunstforum, wo ich sofort in die Praxis eingestiegen bin. Das war learning by doing und für mich ein völlig neues Feld, das viel Raum zum Experimentieren bot. Darauf aufbauend kamen mit weiteren Auftraggebern wie Generali Foundation, Palais Harrach oder Kunsthaus Köflach neue Themen und Zielgruppen hinzu. Das entdecken von neuen Themen/KünstlerInnen und die Konzeption von passenden Vermittlungsprogrammen erhält die Spannung bis heute und lässt jedes Projekt einzigartig erscheinen. Mit dem Unterrichten von Kunstgeschichte im ReiseleiterInnen Lehrgang des Bfi konnte ich Erfahrungen im Lehren sammeln, eine völlig neue Aufgabe, die mir viel Freude bereitet. Besonders wichtig für mich, weil ich hier Theorie und Praxis verbinden konnte, war die Aufgabe, einen Zertifikatskurs für Kunst- und Kulturvermittlung für das Institut für Kulturkonzepte zu entwickeln. Hier konnte bzw. kann ich all die Erfahrung meiner Tätigkeiten einbringen, selbst unterrichten und meine Netzwerke in anderen Bereichen ausbauen.

KMN: Welche Aufgaben fallen in Ihren derzeitigen Tätigkeitsbereich? Welche erfüllen Sie dabei mit besonderer Freude?

Andrea Zsutty: Im BA Kunstforum sind meine Aufgabengebiete die Leitung der Abteilung Kunstvermittlung sowie des Kunstvermittlungsteams (12-20 Leute), die Terminkoordination der Führungen, die Anbahnung von Kooperationen mit Medienpartnern und anderen Museen/Ausstellungshäusern, die Fortbildung der KunstvermittlerInnen, die Konzeption der Kinderprogramme, die Organisation und Produktion der Multimediaguides für Erwachsene, Kinder und Gehörlose sowie die Erstellung von Rahmenveranstaltungen und das BesucherInnenmanagement. Besondere Freude macht mir dabei der kreative Part, wo es um die Konzeption von Vermittlungsprogrammen geht bzw. um die Auseinandersetzung mit den jeweiligen Inhalten.

Bei den anderen Vermittlungsprojekten konzipiere ich immer wieder Vermittlungsprogramme für einzelne Ausstellungsprojekte und mache Einschulungen mit den jeweiligen MitarbeiterInnen vor Ort. Der Aufbau und die Zusammenarbeit mit einem neuen Team bringt immer viel Energie und Freude, die dann auch in meine anderen Aktivitäten strahlen.

Als Leiterin des Lehrgangs Kunst- und Kulturvermittlung für das Institut für Kulturkonzepte führe ich Informationsveranstaltungen zum Kurs und Bewerbungsgespräche mit den TeilnehmerInnen durch, stelle die Module und DozentInnen zusammen, wähle die Partnerinstitutionen aus, bin Ansprechperson für alle inhaltlichen Belange und unterrichte selbst als Dozentin. Hier ist es der Mix an Tätigkeiten der mir Freude macht - die Arbeit mit den TeilnehmerInnen und DozentInnen ebenso, wie die Begleitung des gesamten Lehrgangs in allen Phasen.

Im Zuge meiner Arbeit am BFI Wien halte ich Kunstgeschichte Vorlesungen im Rahmen des ReiseleiterInnenlehrgangs. Besondere Freude macht mir das Heranführen der TeilnehmerInnen an die Materie Kunstgeschichte, da es oftmals der Erstkontakt ist und ich so einen Grundstein legen kann.

Darüber hinaus arbeite ich auch noch in der Redaktion der ORF Talkshow Wilkommen Österreich. Meine Aufgabengebiete sind hierbei die Auswahl der Gäste, die Organisation des Besuchs, die inhaltliche Aufbereitung und die Vorbereitung der Moderatoren auf den Talk. Dabei macht mir das Zusammentreffen mit oft sehr spannenden Menschen besondere Freude, da zum einen mein Netzwerk so erweiter wird, zum anderen oftmals nachhaltige Kontakte entstehen.

KMN: Welche Aspekte Ihrer Ausbildung waren für Ihre berufliche Laufbahn hilfreich? In welchen Bereichen müssten Hochschulen in ihrem Ausbildungsprogramm nachjustieren?

Andrea Zsutty: Für das fachliche Grundwissen war sicherlich das Studium der Kunstgeschichte eine wichtige Basis, jedoch wurde in Hinblick auf mögliche Berufsfelder keinerlei Praxisbezug hergestellt. Dies wäre unbedingt zu ändern! Wichtig in diesem Zusammenhang war für mich 2003 der Post-Graduate Universitätslehrgang Kultur und Organisation des Instituts für Kulturkonzepte. Hier wurde einerseits ein wunderbares Netzwerk entwickelt, andererseits mit viel Praxisbezug gelehrt.

KMN: Gab es Situationen in Ihrer Karriere, in denen Sie das Gefühl hatten, das Ziel nicht mehr zu erreichen? Welchen Rat können Sie jungen KulturmanagerInnen in solchen Situationen mit auf den Weg geben?

Andrea Zsutty: Da ich nie eine fest eingefahrene Vorstellung von einer Karriereplanung hatte, habe ich jede berufliche Möglichkeit als Chance gesehen, etwas Neues zu erfahren, in einem neuen Kontext und mit neuen Menschen zu arbeiten. Wenn man wach, flexibel und gut vernetzt ist in seinem Bereich, dann ergeben sich immer wieder interessante Betätigungsfelder. Je nach Arbeitsverhältnis ist die Situation natürlich anders gelagert. Ich habe aufgrund meiner Selbständigkeit sehr einfach die Möglichkeit, rasch auf Angebote zu reagieren bzw. mir die Zeit für ein Projekt frei einzuteilen. Ich denke, wenn man zu sehr an einer fixen Vorstellung hängt, wird es schwierig, dieses Ziel auch zu erreichen. Meine Erfahrung zeigt mir, dass Umwege oder Ungeahntes oft den Weg für weitere, noch spannendere Projekte bereitet haben. Ein gutes Netzwerk und viel eigenständige Kommunikationsleistung sind dafür jedoch Voraussetzung.

KMN: Geben Sie dem Nachwuchs Hoffung! Gibt es eine Begebenheit, eine kurze Anekdote, bei der Sie heute noch kopfschüttelnd denken Was habe ich mir damals bloß dabei gedacht?!

Andrea Zsutty: Ich habe einmal eine gesamte Kunst/Kulturreihe im öffentlichen Raum auf die Beine gestellt mit Lesungen, Performances und Ausstellungen. Dabei habe ich alles alleine gemacht: Kuratorin, Presse, Sponsoring, Öffentlichkeitsarbeit usw. Am Schluss war ich sehr stolz, dass ich zumindest nicht mit einem Minus aus dem Projekt ausgestiegen bin, sondern nur mit Null. Es war ein tolles Projekt, aber mir war klar, dass ich das so nie wieder machen würde. Ohne Hilfe, ohne Eigenhonorar das wäre nicht professionell, sondern reine Eigenausbeutung.
 

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