04.12.2012
Mehr Sichtbarkeit für die Museumswelt

Audio Guides & Apps

Wir besuchten Ende November die Fachmesse MUTEC und suchen dabei u.a. die Antwort auf die Frage, wie man besser ein multimediales Museumserlebnis erreichen kann: mit einem Audioguide oder einer App.
Doch der Boom der Smartphones und Tablet-PCs hebt auch die Nachfrage nach museumsspezifischen Inhalten spürbar an. Dabei stellt sich inzwischen auch die Frage, ob Audioguides durch Apps abgelöst werden. Wir haben uns auf der MUTEC entsprechend umgehört und trafen auf unterschiedliche Konzepte.
 
Der herkömmlichen Ausleihe von Audioguides im Museen gibt Aljaz Stosicki keine Zukunftschance: "It reminds me on selling 15 years old mobile phones", scherzt der smarte Produktmanager aus Ljubljana und lenkt den Blick auf die App seiner Firma Kivi Q. Die webbasierte Anwendung bietet dem Besucher eine Ausstellungsführung auf dem eigenen Endgerät. Der Trend zu plattformübergreifenden Anwendungen trifft hier zeitgleich auf die rasante Verbreitung von Smartphones, mit denen die Besucher in die Museen kommen. Kivi Q verspricht den Verzicht auf Broschüren oder anderer Audio Guides. Es stellt sich aber die Frage, ob jene Besucher ausgeschlossen werden, die nicht so mühelos mit der Technik umgehen können. Immerhin verlangt dieser Medienansatz, sich ins WLAN einzuwählen, die App mit einem QR-Code herunterzuladen und möglichst noch einen Kopfhörer dabeizuhaben, damit andere Besucher beim Rundgang nicht gestört werden. Fehlt gar ein WLAN, mutet man dem Besucher einen Download großer Datenmengen zu und schließt obendrein ausländische Kunden faktisch aus, die dafür kaum hohe Roaminggebühren zahlen wollen (siehe auch den Beitrag WLAN im Museum von Christian Gries). Diesen Nachteilen setzt KIVI Q wiederum den multimediale Ansatz aus Texten, Hörbeispielen und Videos entgegen und baut grundsätzlich auf webbasierte und damit plattformunabhängige Programmierung.
 
Es überrascht nicht, dass man auf der MUTEC auch völlig andere Lösungen erleben kann. Alexa Audio aus Markkleeberg bei Leipzig hat in Zusammenarbeit mit der Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft INOTEC ein eigenes Endgerät entwickelt, das die Erfahrungen von Museumspädagogen und Toningenieuren gleichermaßen aufgegriffen hat. Herausgekommen ist nicht nur ein ansprechendes Design, sondern auch eine simple Bedienung per Jog-Shuttle und hervorragende technische Eigenschaften. Doch nicht nur um die Hardware kümmert man sich bei Alexa, sondern auch um die Audio-Produktion, wozu Textrecherche und -erstellung ebenso gehören wie deren Aufnahme durch erfahrene Sprecher.
 
Eine weitestgehende Trennung solcher multimedialer Inhalte von den Gebäuden - darauf setzt das Kölner Unternehmen Pausanio. Deren Gründer sind Dozenten für Kunstgeschichte und hatten die Idee, bei kulturellen Attraktionen den Hörgenuss, aktuelle Informationen und mobile Verfügbarkeit miteinander zu vereinen. Entstanden ist so eine Website, über die man auf Audioinhalte weltweit zugreifen kann. Derzeit sind über 2000 Reiseziele und 250 Audioguides verfügbar, zumindest auf deutsch. Die starke Beschäftigung mit kulturellen Inhalten führte zu einem Kulturmagazin, einem Online-Reiseführer und neuerdings auch zu einer eigenen Akademie mit Seminaren zur Vermittlung digitaler Strategien für Kultureinrichtungen. In dem Moment, wo freilich Anbieter stark an Inhalten unabhängig von einzelnen Kultureinrichtungen orientiert sind, steckt man im Dilemma. Ist man überhaupt in der Lage, eine repräsentative Auswahl an Audioführungen anzubieten, damit die App auch für eine ausreichend große Zahl von Kunden interessant ist? Möglicherweise gelingt es wie in so vielen anderen Fällen nur durch Kooperationen, beispielsweise mit reichweitenstarken Medienunternehmen.
 
Wer international im Museumssektor unterwegs ist, dürfte früher oder später schon einmal auf Lösungen von Antenna Audio gestoßen sein. Das Metropolitan Museum of Art in New York oder der Louvre setzen seit Jahren auf den Marktführer. Die Geschäftsführerin von Antenna Audio aus Berlin, Rosemarie Wirthmüller, ist bereits seit 1990 mit der Konzeption und Umsetzung von Audioführungen beschäftigt. Auch sie hat den Innovationssprung von der analogen zur digitalen Welt miterlebt. Vor allem beschäftigt sie sich mit der Frage, welche Apps für Museeen und Ausstellungen geeignet sind. Angesprochen auf die Frage, ob der Trend eher zur Nutzung am Smartphone oder auf bereitgestellte Audioguides geht, verweist sie auf aktuelle Umfragen ihres Unternehmens. Danach ist die Neigung zum Einsatz museumseigener Geräte nach wie vor vorhanden und wird von den Besuchern erwartet. Die Chance für Museen allerdings, über Apps zusätzlich weltweite Aufmerksamkeit direkt beim Kunden zu erreichen, ist erheblich. So kann die multimediale Entdeckung von Kunst und Kultur am Smartphone tatsächlich auch mobilisieren. Nämlich zum unersetzlichen, weil authentischen Besuch vor Ort. Wünschenswert wären in den Häusern aber innovative Konzepte, die echte Mehrwerte bieten, also Informationen, Erfahrungen oder Dienste, die über die eigentliche Ausstellung hinausreichen.
 

Information zur MUTEC

Die Internationale Fachmesse für Museums- und Ausstellungstechnik MUTEC fand vom 22. bis 24. November zum zweiten Mal parallel zur denkmal Europäische Messe für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung in Leipzig statt. 13600 Besucher zog es an den drei Messetagen in die Halle 2 des Neuen Messegeländes, der Fachbesucheranteil lag bei 93%. Mehr unter www.mutec.de
 
 
Unsere Fotogalerie vom Rundgang auf der MUTEC: http://on.fb.me/VdSgEY
 
Der Beitrag erscheint im Rahmen unseres Schwerpunktthemas "Hören" im Dezember. Mehr dazu im aktuellen KM Magazin, das am 6.12. veröffentlicht wird.
 

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