13.01.2010

Autor*in

Helmut Dworschak
Ernüchternde Besucherzahlen

Weniger Besucher in Winterthurer Museen

Rund 90 000 Eintritte weniger als im Vorjahr verzeichneten die Winterthurer Museen im letzten Jahr. Zulegen konnte das Museum Oskar Reinhart am Stadtgarten.
WINTERTHUR - Anstelle von fast 540 000 Besucherinnen und Besuchern im Jahr 2008 interessierten sich im letzten Jahr nur etwas mehr als 450 000 für die Ausstellungen der Museen. Der Rückgang der Eintritte beträgt 15 Prozent. Was auf den ersten Blick wie ein gravierender Knick erscheint, ist indessen leicht erklärbar: Die Ursache ist vor allem die umbaubedingte Schliessung der Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz» und des Kunstmuseums.
 
Zulegen konnte jedoch unter anderem das Museum Oskar Reinhart am Stadtgarten - dank der Ausstellung «Im Dialog». Die unter schwierigen Umständen zustande gekommene Schau kombiniert Bilder des Hauses mit solchen aus der derzeit geschlossenen Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz». Noch besser schnitt die Ausstellung «Von Anker bis Hodler» mit Bildern aus der Sammlung des Winterthurer Immobilienbesitzers Bruno Stefanini ab, die von Juni 2007 bis August 2008 gezeigt wurde.
 
Für Nicole Kurmann, Bereichsleiterin Kulturelles bei der Stadt, bestätigt sich hier, dass die thematische Vermittlung der Bilder mehr Erfolg verspricht als eine durch den Willen des Museumsstifters festgelegte Dauerausstellung. Ob thematische Ausstellungen in diesem Museum auch in Zukunft möglich sein werden, ist derzeit allerdings ungewiss. Es sei nun die Aufgabe des Stiftungsrates, den Spielraum auszuloten, meinte Kurmann.
 
«Im Dialog» erfüllt die Erwartungen nicht
 
Während die Winterthurer Museen im letzten Jahr insgesamt einen starken Besucherrückgang verzeichneten, stieg die Zahl für das Museum Oskar Reinhart am Stadtgarten um über 25 Prozent an.


Im letzten Jahr haben 451 696 Besucherinnen und Besucher die Winterthurer Museen besucht. Gegenüber dem Rekordjahr 2008 entspricht dies einem Rückgang von 15 Prozent. Das sei vor allem auf die sanierungs- bzw. umbaubedingte Schliessung der Sammlungen Oskar Reinhart «Am Römerholz» und des Kunstmuseums zurückzuführen, schreibt die Stadt. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Zahlen immer wieder starken Schwankungen unterworfen sind. So stiegen sie etwa im Jahr 2008 um 52 000 an, und 2004 war gar ein Plus von 80 000 zu verzeichnen; im Durchschnitt der letzten neun Jahre kamen pro Jahr etwa 470 000 Besucherinnen und Besucher.
 
Nicht alle haben Besucher verloren. Zugelegt hat neben dem Museum Lindengut (plus 2500), Schloss Hegi (plus 1200) und der Kunsthalle (plus 300) in erster Linie das Museum Oskar Reinhart am Stadtgarten. Die Besucherzahl stieg hier um über 4700 Besucherinnen und Besucher, nämlich von 17 794 auf 22 509. Ein Zuwachs, der auf die noch bis 1. August 2010 gezeigte Ausstellung «Im Dialog» zurückzuführen ist.
 
Verglichen mit der durchschnittlichen Besucherzahl der Jahre 2001 bis 2006, die etwa bei 13 500 liegt, fällt der Anstieg sogar noch höher aus: Er beträgt etwa 9000 zusätzliche Besucherinnen und Besucher. Vom Juni 2007 bis August 2008 wurde hier die Ausstellung «Von Anker bis Hodler» mit Bildern des Immobilienbesitzers Bruno Stefanini gezeigt, die auf noch mehr Interesse stiess als die gegenwärtige.
 
Diese Zahlen zeigen laut Nicole Kurmann, Bereichsleiterin Kulturelles bei der Stadt, dass ein Interesse für die Bilder des Museums vorhanden sei. Ausgeschöpft werden könne es hauptsächlich, wenn sie thematisch vermittelt würden. Gemäss einer Vereinbarung mit dem Verein der Freunde des Museums Oskar Reinhart am Stadtgarten, der sich auf den Willen des Museumsgründers beruft, muss jedoch nach dem Ende der Ausstellung «Im Dialog» die ursprüngliche Hängung der Bilder wiederhergestellt werden.
 
Winterthurer blieben weg
 
Ist die umstrittene Ausstellung «Im Dialog» also ein Erfolg? Nur bedingt. Die dem Bund gehörende Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz» erzielte in den vergangenen Jahren eine durchschnittliche Besucherzahl von etwa 32 000. Davon haben, rein rechnerisch gesehen, nur 9500 den Weg ins Schwestermuseum am Stadtgarten gefunden. Auch Kurmann hat sich von der «Dialog»-Ausstellung mehr versprochen, will sich aber erst nach deren Ende ein endgültiges Urteil bilden. «Wir verfügen nicht über dasselbe Werbebudget wie das Römerholz», gibt sie zu bedenken. Im Februar seien aber noch Railaway-Aktionen mit der Bahn geplant. Die Eintrittszahlen würden ferner zeigen, dass überdurchschnittlich viele Leute von auswärts angereist seien, sagt Kurmann und hofft, dass auch die Winterthurer noch vermehrt kommen werden.
 
Unangefochten an der Spitze der dreizehn derzeit zugänglichen Museen steht das Technorama, das mit über 266 000 allein sechzig Prozent aller Besucher stellt, gefolgt von Fotomuseum und Fotostiftung mit gut 50 000 bzw. 40 000 Besuchern, was einem Anteil von elf oder neun Prozent entspricht. Sie haben alle einen Rückgang zu verzeichnen. Er beträgt beim Technorama gut 11 000, beim Fotomuseum 4000 und bei der Fotostiftung 2000. Auf weniger Interesse stiessen auch die Villa Flora (Rückgang um 2500 Besucher), das Gewerbemuseum (4000) und das Naturmuseum (2500).
 
Als «ausserordentlich» bezeichnet Nicole Kurmann das Jahr 2009. Beim Kunstmuseum und Museum Oskar Reinhart «am Römerholz» handle es sich um zwei Zugpferde, deren Fehlen ins Gewicht falle. So sei zum Beispiel wegen der Schliessung auch keine MuseumsTagNacht durchgeführt worden. Auch in diesem Jahr fällt der beliebte Anlass aus. Die beiden Museen werden im Herbst 2010 den Ausstellungsbetrieb wieder aufnehmen. Der Erweiterungsbau des Kunstmuseums soll allerdings bereits im Frühling wieder zugänglich sein.
 
Auch der Rückgang bei den städtischen Institutionen Gewerbemuseum und Naturmuseum war durch Baustellen bedingt. Beim Gewerbemuseum mussten im Sommer neue Fenster eingebaut werden, während das Naturmuseum den Umbau des im selben Haus untergebrachten Kunstmuseums zu spüren bekam.
 
HELMUT DWORSCHAK
 

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