15.04.2010

Autor*in

Niggi Freundlieb
Internationales Jazzfestival

20 Jahre Jazzfestival Basel - Yes, we swing

Seit den ersten Konzerten, die der von Urs Blindenbacher initiierte Verein «Jazz in Basel» 1976 auf die Bühne der Safranzunft brachte, über den Verein «Jazz by Offbeat», und dessen wegweisende Zusammenarbeit mit der Jazzschule Basel bis zur Stiftung «Jazzfestival Basel», hat das Festival seit 1990 nicht nur seine definitive Form, sondern auch seinen Ruf als innovativstes Jazzfestival der Schweiz mit internationaler Aussenwirkung gefestigt.
Für die nun bereits eröffnete Saison 2009/2010 greift Urs Blindenbacher und seine Crew wieder auf das bewährte Konzept der laufenden Ausrichtung von hochkarätigen Konzerten durch das ganze Jahr unter dem Label «Off Beat-Series» zurück. Höhepunkte bisher waren die Auftritte des Sascha Schönhaus Express Quartets, der Nguyen Le / Rita Marcotulli Group, der Richard Bona New African Funk Band, des kubanischen Pianisten Robert Fonseca und seiner Band, der portugiesischen Fado-Sängerin Christina Branco, die norwegische Sängerin Rebekka Bakken und natürlich dem sensationellen Solo-Auftritt des Piano-Superstars Keith Jarrett, der mangels geeignetem Saal in Basel allerdings in der ausverkauften Zürcher Tonhalle auftrat. Im Rahmen der «Off Beat-Series» treten weiter im März das südafrikanische Ibrahim Abdullah Septett und der Drummer Manu Katché mit seiner Band auf. Für das eigentliche Festival, das vom 18. April bis 2. Mai 2010 wiederum an verschiedenen Spielorten stattfindet, ist der Vorverkauf bereits eröffnet. Die Liste der auftretenden Künstler ist einmal mehr beeindruckend, unter anderem präsentieren sich dem Basler Publikum Paco De Lucia, das Joshua Redman / Brad Mehldau-Duo, John Scofield & Mark Ribot, Jim Hall & Joey Baron, das Richard Galliano Tango Sextett, die Kurt Rosenwinkel Group oder Joachim Kühn & Michael Wolly.

Das folgende Interview führte Niggi Freundlieb für das Magazin "Geschäftsführer" mit Urs Blindenbacher:

Wo steht das Jazzfestival Basel heute in Zeiten der Finanzkrise?

Urs Blindenbacher: Seit einigen Monaten macht die globale Finanz- & Wirtschaftskrise uns Veranstaltern das Leben weit schwerer als früher, indem plötzlich namhafte Sponsoren, wie zum Beispiel die Novartis, der ich für ihr Engagement an dieser Stelle herzlich danken möchte, und Unterstützungs-Beiträge ausbleiben. Um unser grossartiges Jubiläumsprogramm "20 Years OFF BEAT FESTIVAL" trotzdem verwirklichen zu können, sind wir auf zahlreiche Abonnenten angewiesen, die unser Schaffen mit ihrem Beitrag langfristig unterstützen. Wir hoffen, auch in der neuen Saison ein zahlreiches, begeisterungsfähiges Basler Publikum zu begrüssen!

Mit der Verpflichtung des nur drei Mal in Europa auftretenden Pianisten Keith Jarrett ist Ihnen ein veritabler Coup geglückt. Leider spielte Keith Jarrett aber nicht in Basel, sondern in der Zürcher Tonhalle, weshalb?

Für das Label Off Beat ist das eine gute Gelegenheit gewesen, uns auch in Zürich zu präsentieren, abgesehen davon, dass es für uns ein grosser Vertrauensbeweis und eine Genugtuung ist, dass das Management von Keith Jarrett auf uns zugekommen ist, dieses Konzert zu organisieren. Natürlich hätten wir das Konzert gerne hier in Basel durchgeführt, aber der zur Debatte stehende Saal im Casino war für den Künstler inakzeptabel. Der Saal erhitzt sich während eines Konzertes auf hochsommerliche Temperaturen und die Tramgeräusche vom Steinenberg hätten die vorgesehenen Tonaufnahmen unmöglich gemacht.

Aber um die Lärmemissionen einzudämmen wurden die Tramgeleise doch mit einer 20-Millionenspende einer Mäzenin saniert?

Die 20 Millionen wurden nicht optimal eingesetzt, das heisst, die Pläne zur Optimierung des Casinos wurden nicht zu Ende gedacht. Laut Experten betragen die Tramgeräusche im Saal acht Dezibel, was für Tonaufnahmen in der Tat nicht akzeptabel ist. Ich habe mit den Verantwortlichen des Casinos lange gesprochen, aber man konnte mir nur sagen, dass im Moment nichts zu machen sei, beziehungsweise dass frühestens 2012 Lösungen in Sicht seien. Ich bin zum Beispiel auch vom legendären Gitarristen John McLaughlin angefragt worden, ob er im Stadtcasino auftreten könne, ich musste ihm aber absagen, weil sich die Akustik im Casinosaal für eine elektrisch verstärkte Band überhaupt nicht eignet. Für den Konzertstandort Basel ist dies eine beunruhigende Entwicklung, denn immer mehr Künstler aus dem E- und U-Bereich wandern zum Beispiel nach Zürich ab, wo sie geeignetere Auftrittsmöglichkeiten finden. Insofern beeinträchtigt diese Entwicklung auch das Engagement von Sponsoren, die mir sagen, dass sie zwar gerne bei unserem Festival dabei sein würden, aber nicht in Basel, sondern in Zürich.

Welche Anstrengungen unternehmen Sie denn, um an zusätzliche Sponsorenbeiträge zu kommen?

Mit unserem «Non-Profit-Charakter», bei uns wird vornehmlich ehrenamtlich gearbeitet, haben wir ein gutes Image, das bei der Suche nach Sponsoren hilft. Übrigens auch beim Engagement von Künstlern, wie Keith Jarrett, denen unser Konstrukt einer nicht gewinnorientierten Stiftung sympathisch ist. Aber auch wir müssen unsere Anstrengungen intensivieren und der Wirtschaft etwas bieten, damit die sponsernden Unternehmen sehen, dass ein Auftritt beim Jazzfestival Basel ihnen einen Mehrwert bringt. Deshalb verwende ich immer mehr Zeit, persönlich bei Unternehmen das Festival professionell vorzustellen und Sponsoringmöglichkeiten zu skizzieren. Ausserdem hoffe ich natürlich, dass die beiden Basel als Mit-Hauptsponsoren ihr Engagement ausweiten, denn das Jazzfestival Basel trägt ja doch einiges zur Attraktivität des Standortes Basel bei. Eine weitere Schiene ist die Nachwuchsförderung, wo wir bereits jetzt von namhaften Unternehmen und Institutionen unterstützt werden, wo ich aber auch noch Potential sehe.

Inwieweit hat Ihnen die Vergabe des Kulturpreises des Kantons Basel-Stadt 2007 bei Ihrer Arbeit geholfen?

Dieser Kulturpreis war natürlich eine grosse Ehre für mich, insbesondere, dass nicht ein aktiv tätiger Künstler, sondern ein Veranstalter von Jazzkonzerten diesen Preis erhalten hat. Aber dieser Preis hat auch tatsächlich etwas bewirkt, denn gerade bei potentiellen Sponsoren hat man plötzlich einen anderen Stellenwert und man wird ganz anders wahrgenommen.

Wie hat sich das Konzept der «Off Beat- Series» bewährt?

Dieses Konzept bewährt sich sehr gut, denn einerseits ist das Label «Off Beat», und damit auch das Jazzfestival Basel, das ganze Jahr über beim Publikum und in der Öffentlichkeit präsent, andererseits helfen die «Off Beat-Series», die zum Beispiel letzte Saison eine Publikumszunahme von 60 Prozent verzeichneten, auch ein ausgeglichenes Budget zu erzielen. Für Sponsoren mit weniger Mitteln sind die «Off Beat-Series» interessant, um sich zu präsentieren, aber auch für die inhaltliche Programmgestaltung lassen diese Konzerte für das Festival einen grösseren Spielraum zu.

Text von Niggi Freundlieb, Erstabduck im Magazin "Geschäftsführer"
 

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